Freitag, 28. Mai 2010

Dorothea

Mit diesem Namen rief mich mein Vater, wenn er mich ärgern wollte. Ein altertümlicher Name, ein fraulicher Name, der Name einer Frau, die ich nicht sein wollte. Aber Dorothea, die Gott-Geschenkte (oder das Gottesgeschenk) hat was:

Dorothea ist eine Heilige und Märtyrerin des 3. Jahrhunderts und eine der Nothelferinnen. Bis 1969 wurde ihr Gedenktag auch im Allgemeinen Römischen Kalender berücksichtigt, wurde aber gestrichen, da das Martyrium nicht belegt werden konnte. Womit sie das Schicksal vieler populärer Heiliger teilt, die einer Wissenschaftlichkeit zum Opfer fallen, für die Überlieferungen nichts taugen und Heiligkeit ein psychologisches Problem ist.

Dorothea lebte in Cäsarea und hatte sich Christus geweiht. Deshalb wies sie den heidnischen Statthalter Apricius zurück, der um sie warb. Der war darüber so erbost, daß er sie foltern und zum Tode verurteilen ließ. Als sie mit dem Tod bedroht wurde, erwiderte Dorothea, aus Liebe zu ihrem Herrn würde sie gerne sterben, denn in dessen Garten werde sie sich ewig erfreuen und dort Rosen und Äpfel pflücken. Der Jurist Theophilus, der das im Vorbeigehen hörte, verspottete Dorothea: Wenn du zu deinem Gemahl in den Garten kommst, so schicke mir doch von den Rosen und Äpfeln! Dorothea betete an der Richtstätte, als ein goldlockiger Knabe mit einem Korb voller Rosen und Äpfel - es war mitten im Winter und kein Supermarkt in der Nähe - erschien. Dorothea schickte ihn zu Theophilus, neigte sich und wurde enthauptet. Das Kind brachte Rosen und Äpfel zu Theophilus und wurde vor seinen Augen entrückt. Theophilus war dadurch so erschüttert, daß er niederkniete und sich öffentlich zu Christus bekannte. Daraufhin wurde er zusammen mit Dorothea enthauptet.

Nun ja, da sind wir also bei der Frage: Wunder - gibts die?

Fangen wir mal so an: Es ist nicht das erste Mal, daß ich - auch in meiner näheren Umgebung - davon höre, daß Ungläubige durch ein sehr handgreifliches Wunder (eine sogenannte Privatoffenbarung) bekehrt worden sind. Für Wunder müssen wir als Christen ja auch nicht so weit gehen, schließlich ist Christus von den Toten auferstanden.

Wo wir hinkommen, wenn wir Wunder generell bezweifeln zeigt sehr anschaulich die Theologie der letzten Jahrzehnte. Dort werden selbst die Evangelien noch bezweifelt, weil es Wunder in der Naturwissenschaft nicht geben kann und folglich die Apostel und die ersten Christen ein Haufen Lügner gewesen sein müssen, die aus Gründen der Macht den Menschen Märchen erzählt haben (die so genannte nachösterliche Legendenbildung). Welche Macht soll eine von Beginn verfolgte Schar von Christen angestrebt haben?

Und: für eine gute Geschichte läßt sich ja auch jeder gerne foltern, köpfen und ans Kreuz nageln, nicht? Und das seit 2000 Jahren. (Wir haben auch heute noch eine wieder zunehmende Christenverfolgung weltweit)

Es gibt durchaus einen guten Grund warum die katholische Kirche die Verehrung von Heiligen wie Dorothea freistellt. Denn die Geschichten der Heiligen wurden im Laufe der Jahre schwer ausgeschmückt, was man in Voragine´s "Legenda Aurea" nachlesen kann. Unsere Märtyrer haben aber auch unsere Kirche durch die Zeit getragen und wir sollten sie daher würdigen und nicht verleumden oder wie ziemlich peinliche Vorfahren behandeln, die man besser verschweigt.

Und der Vollständigkeit halber: Dorothea ist Patronin der Gärtner, Blumenhändler, Bierbrauer, Bergleute, Neuvermählten, Bräute, Wöchnerinnen, bei Geburtswehen, bei Armut, in Todesnöten, bei falscher Anschuldigung.


2 Kommentare:

  1. Liebe Dorothea,
    habe heute Ihr Blog entdeckt. Das ist ein Schatz, da kann sich jeder "alteingesessene" Katholik (wie ich z. B.) ein paar wichtige Gedanken holen.

    DANKE und + u!
    Bless you!

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  2. Danke für die Blumen, Eugenie Roth.

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