Montag, 9. Mai 2011

Loblied auf einen Vater


















Ich habe letztes Jahr meinen Vater verloren und es kocht immer noch von Zeit zu Zeit etwas hoch. So auch jetzt wieder als ich über den Selbstmord von Gunther Sachs gelesen habe.

Mein Vater war keineswegs glücklich mit der Schwäche des Alters, die mehr und mehr zunahm. Er bekam wegen eines Lungenemphysems immer schlechter Luft, hatte schon etliche Stents im Herzen, seine Beine waren nicht mehr gut durchblutet und auch geistig war er nicht mehr so schnell wie früher. Aber er hat diese Schwächen angenommen "So ist es eben wenn man alt wird". Er hat getan was er tun konnte, indem er täglich den Sport machte, den er machen konnte, "seine Runde drehen" und Girotonic, ein ausgeklügeltes Gymnastiksystem, das z.B. Tänzer benutzen um sich beweglich zu halten und nach einer Verletzung wieder fit zu werden. Er hat Kreuzworträtsel geraten und seine tägliche große Intellektuellenzeitung gelesen. Manchmal mochte er morgens nicht mehr aufstehen und brauchte meine energische Schwester, die ihn auf Trab brachte, aber wenn er eine weitere Operation oder Behandlung brauchte so ließ er sich ohne Murren darauf ein sobald er wußte, daß es sein mußte.

Gleichzeitig hat er das Leben geliebt, ist gerne unter Menschen gewesen und hat eine alte Dame so freundlich und ritterlich behandelt, daß sie sich noch kurz vor seinem Tod in ihn verliebt hat. Er hat gerne gut gegessen und sein Weinchen getrunken und ist jeden Tag die Pferde in der Nachbarschaft besuchen gegangen um ihnen und ihren Fohlen zuzuschauen - zum Schluß mit einem Rollator, den er lange nicht wollte, weils so uncool aussieht.

Nachträglich wissen wir, daß er in der Art wie er mit seinem Alter umging uns allen in der Familie ein Vorbild war, so wie Johannes Paul II der ganzen Welt mit seinem Alter, seiner Krankheit und seinem Tod ein Vorbild war. Und nach allem denke ich daß es die Tugenden eines christlichen Ritters sind, die hier gelebt werden. Man kämpft so lange man kann und läuft auch dann vor dem Feind nicht davon, sondern hält ihm tapfer stand so gut man kann. Denn man trägt auch für die Art wie man leidet und stirbt eine Verantwortung weil man damit seiner Umgebung ein Beispiel gibt.

Der Vater von Gunther Sachs hat es genauso gemacht wie sein Sohn, was für ein furchtbares Beispiel hat er seinen Kindern damit gegeben. Und was für ein Beispiel gibt ein solch bekannter Mann wie Gunther Sachs nicht nur seinen Kindern sondern noch vielen Anderen, die sich denken es wäre nichts dabei sich selbst umzubringen, ja es sei sogar eine tapfere Sache! Wir sehen heute rundum einen zunehmenden Verlust an Achtung vor dem Leben, angefangen von unseren Babies bis gerade zu den alten und kranken Menschen und er setzt ein solches Fanal der Selbstzerstörung, das auch noch als cool gilt, weil es ein angeblich cooler Mensch getan hat. (Einen Artikel dazu hier)

Für wen oder was ist Gunther Sachs ein Vorbild trotz der vielen Nachrufe über ihn? Ich halte ein Verhalten wie das seine für Feigheit vor dem Feind und für sonst nichts. So etwas ist nicht nur nicht cool sondern das Beispiel eines Schwächlings, der vor einer Krankheit davonläuft bevor er sie überhaupt hat und nur weil er darüber gelesen hat. Jeder Tod verursacht viele Tränen, aber ein solcher? Meine Güte: Egozentrischer und rücksichtsloser gegenüber dem Leid derer, die ihn geliebt haben, kann man fast nicht mehr sterben.

Gott sei seiner Seele gnädig!

Und ein Hoch auf die wahre Tapferkeit eines Ritters, der nicht nur an sich selbst denkt und das Leben annimmt mit allem was dazu gehört - bis zum Schluß.

Das Bild des Heiligen Georg habe ich von hier.

1 Kommentar:

  1. der wunsch, sich selbst umzubringen, grassiert und ergreift immer mehr menschen.
    solche spektakulären fälle tun ihr übriges.
    man müsste viel mehr bewusst und gezielt dafür beten, dass dieser dämon der falschen todessehnsucht ausgetrieben wird.
    ganz normale aufrechte menschen werden von diesem dämon mittlerweile angefallen.

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